
Es ist gerade 3:30 Uhr und auch nach einer Woche in Deutschland macht mein Jet-Lag keine Anstalten weniger zu werden. Nur der letzte von vielen Flügen bereitet Probleme und ich bin sehr dankbar dafür. Und wenn wir schon mal beim Thema Dankbarkeit sind, Guido und ich hatten einen großartigen und eigentlich in Worte gar nicht zu fassenden Abschluss unserer Weltreise in Alaska.
Die Wettervorhersage für Anchorage kündigt 20°C Grad an, bei unserem Abflug in Honolulu hat es 31°C. Also ab in die langen Klamotten, wir wollen ja weder auf dem Flug noch am Flughafen in Anchorage frieren. Abgeholt werden wir von unserer amerikanischen Wahlfamilie in Sommerkleid und kurzer Hose. Hallo Sommer in Alaska. Die Wiedersehensfreude mit Korie und Justin ist sehr groß. Wir haben uns seit Februar nicht gesehen. Außerdem sehe ich nach über einem Jahr meine große Liebe Charlie wieder.



Für mich ist es übrigens mein erstes Mal in den USA (schließt Hawaii mit ein). Die meisten Menschen besuchen Kalifornien oder New York. Ist ja langweilig. Manche Cliches bewahrheiten sich (alles ist größer, Geschäfte, Autos etc.), andere nicht (wir haben in Monaten nicht so gesund gegessen wie hier). Ich habe keinerlei Erwartungen. Eigentlich freue ich mich darauf nicht jeden zweiten Tag die Koffer wieder ins Auto laden zu müssen und mal für zwei Wochen an einem Ort zu sein, die Beine hochzulegen und etwas zu entspannen. So eine Weltreise ist nicht unanstrengend. Ich habe die Rechnung ohne die Hickel’s gemacht. Justins “Ihr seid nur einmal in Alaska. Das müsst ihr gemacht haben” wird zu unserem Mantra. Und Recht hat er.
Gleich unsere erste Wanderung (ausgestattet mit Bären- und Mückenspray. Standardausrüstung hier) führt uns hoch in die Chugach Mountains. Start- und Endzeit würden keine große Rolle spielen. Richtig dunkel wird es im Sommer nicht, denn die Sonne geht erst nach 23 Uhr unter. Zum Glück haben wir Jemma dabei. Die junge Dame sorgt dafür, dass wir zumindest halbwegs pünktlich zu ihrer (und manchmal auch zu meiner) Bettzeit zwischen 19 und 20 Uhr wieder zurück sind. Guido lernt hier auch Glissading kennen. Eine Methode schneller den Berg runterzukommen. Auf dem Hintern.







Als wir einen Tag außerhalb von Anchorage in Girdwood auf einem der schönsten Wanderwege spazieren, wird Guido von einem Mann mit deutschem Akzent auf seine Drohne angesprochen. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Arbeitskollegen handelt, mit dem er vor etwa fünf Jahren zusammen im Skiurlaub in Tirol war. Die Welt ist wirklich ein Dorf.



Die Tage verfliegen schneller als uns lieb ist. Vollgepackt mit Wanderungen, Mountainbiking (Guido, nicht ich. Schön die Kirche im Dorf lassen) und Geburts- und Vatertagen. Ausruhen können wir uns wieder in Berlin (Oder wie Justins Vater zu mir sagt, im Flugzeug).
Bestimmte Ereignisse rauszupicken fällt mir sehr schwer, da eigentlich jeder Tag besonders war. Deswegen packe ich einfach mal Bilder in den Feed.








Ein Abenteuer muss ich dann aber doch erwähnen. Ich war campen. Also ja, wir waren alle zusammen campen. Das Besondere hier ist aber, dass ich mich habe überreden lassen eine Nacht in der Wildnis zu schlafen. Nicht dass ich viel geschlafen hätte. Aber ich war Teil des Teams. Wie ist das Zustande gekommen? Guido und ich hatten von Anfang an besprochen, dass ich nicht campen gehe. Ich mache so einiges mit, aber draußen in der Natur, ohne fließend Wasser und Sanitäranlagen, mit der Möglichkeit beim Verrichten von Geschäften von Bären überrascht zu werden. Nicht so meins. Der Plan ist eigentlich den letzten Freitag vor unserem Abflug auf dem Boot von Justin’s Vater Jack zu verbringen, ein paar Gletscher anzuschauen und die Aussicht zu genießen. Vielleicht zu fischen. Jack kann es so gar nicht nachvollziehen, dass wir nicht eine Nacht bleiben (Ihr wisst schon: Ihr seid doch nur einmal da…*seufz*). Und wenn Guido etwas nicht kann, dann ist es Väter zu enttäuschen. Er schaut mich an und weiß, dass wenn er etwas unbedingt will und mich anschaut wie eine junge italienische Dame mit Belladonna in den Augen, ich nicht nein sagen kann.
Geschlafen habe ich übrigens nicht. Ab und an eher homöopathisch die Augen geschlossen und die Welt verflucht. Auch wenn es sich nicht so anhört, ich will mich aber gar nicht beschweren. Es war ein unvergessliches Erlebnis.










Getoppt wurde das ganze mit Lachsfischen am nächsten Tag. Alle Umweltaktivisten mal kurz wieder ausatmen. Alaska hat den nachhaltigsten Bestand an Wildlachsen weltweit (wahrscheinlich den einzigen). Die Anzahl der Fische, die privat pro Tag gefangen werden dürfen richtet sie nach der Größe des Bestands (für uns sechs pro Person). Und es sind Behörden vor Ort, die die Angellizenzen kontrollieren.
Um das hier abzukürzen (ich weiß, zu spät). Guido war sehr erfolgreich, ich mittel, aber am Ende haben wir unsere Lizenz beide ausgeschöpft. Auf dem Weg zurück zeigt Justin Guido wie der Fisch filetiert wird. Bei strahlend blauen Himmel, mit Bergen und Gletschern im Hintergrund.






Und am nächsten Tag sitzen wir im Flieger und machen uns, nach drei Monaten in der Weltgeschichte, auf den langen Heimweg. Schlafen kann ich nicht, genieße den Sonnenaufgang über Grönland. Nach einem nur ganz leicht stressigen Umstieg in Frankfurt (grummel…) treffen wir dann noch eine Bekannte aus Frankfurt, die geschäftlich nach Berlin unterwegs ist. Und wie es der Zufall so will, auch noch den Platz neben mir im Flieger hat. Es hat etwas so in Deutschland willkommen geheißen zu werden. Zum Glück besteht noch Maskenpflicht. Nach zehn Stunde Sardinenbüchse riechen wir bestimmt auch so.


Ganz schön viele Worte für zwei Wochen, die eigentlich nicht in Worte zu fassen sind. Ich beende diesen Eintrag einen Tag später als ich ihn angefangen habe. Es ist gerade 4:10 Uhr und die Sonne geht bald auf. Ich bin jedoch sicher, dass mein Biorhythmus sich bald wieder einfängt. In einer Woche geht es weiter auf unserer Reise. Zum Glück mit dem Auto. Ich kann gerade wirklich keinen Flieger mehr von innen sehen. Ich werde euch auch mit unseren Stationen in Europa belästigen bis wir im September wieder in Berlin ankommen. Daher noch kein Ende. Sondern ein. TBC.
English Version:
It’s just 3:30 a.m. and even after a week in Germany, my jet lag is making no effort to lessen. Only the last of many flights is causing problems and I am very grateful for that. And while we are on the subject of gratitude, Guido and I had a great and actually in words not at all comprehensible ending of our world trip in Alaska.
The weather forecast for Anchorage announces 20°C degrees, at our departure in Honolulu it is 31°C. So off we go in our warm clothes, we don’t want to freeze either on the flight or at the airport in Anchorage. We are picked up by our American family in summer dress and shorts. Hello summer in Alaska. We are very happy to see Korie and Justin again. We haven’t seen each other since February. I also get to see the love of my life, Charlie, again after more than a year.



For me, by the way, it’s my first time in the US (includes Hawaii). Most people visit California or New York. Well, it’s boring. Some cliches come true (everything is bigger, shops, cars etc), some don’t (we haven’t eaten as healthy as here in months). I have no expectations. Actually, I’m looking forward to not having to load my suitcases back into the car every other day and being in one place for a fortnight, putting my feet up and relaxing a bit. Such a trip around the world is not without its stresses and strains. I did the calculations without the Hickel’s. Justin’s ” You are only in Alaska once. You must have done this” becomes our mantra. And right he is.
Our very first hike (equipped with bear and bug spray. Standard equipment here) takes us high into the Chugach Mountains. Start and end time would not matter much. It doesn’t get really dark in summer, because the sun doesn’t set until after 11pm. Luckily we have Jemma with us. The young lady makes sure that we are back at least halfway on time for her (and sometimes my) bedtime between 7 and 8 pm. Guido also gets to know glissading here. A method to get down the mountain faster. On the butt.







A day outside of Anchorage in Girdwood, as we walk along one of the most beautiful hiking trails, Guido is approached by a man with a German accent about his drone. It turns out to be a former work colleague with whom he was on a skiing trip to Tyrol about five years ago. The world really is a small village.



The days fly by faster than we would like. Packed with hikes, mountain biking (Guido, not me. Keep the church in the village) and birthdays and fathers’ days. We can rest again in Berlin (or as Justin’s father says to me, on the plane).
I find it very difficult to pick out specific events, because actually every day was special. That’s why I just put pictures in the feed.








But I do have to mention one adventure. I went camping. So yes, we all went camping together. But the special thing here is that I let myself be persuaded to sleep one night in the wilderness. Not that I slept much. But I was part of the team. How did that come about? Guido and I had discussed from the beginning that I wouldn’t go camping. I do a lot of things, but out in nature, without running water and sanitary facilities, with the possibility of being surprised by bears while doing business. Not my cup of tea. The plan is actually to spend the last Friday before we leave on Justin’s dad Jack’s boat, check out some glaciers and enjoy the view. Maybe go fishing. Jack can’t understand why we don’t stay one night (you know: you’re only here once…*sigh*). And if there’s one thing Guido can’t do, it’s disappoint fathers. He looks at me and knows that when he wants something badly and looks at me like a young Italian lady with belladonna in her eyes, I can’t say no.
By the way, I did not sleep. Now and then rather homeopathically closed my eyes and cursed the world. Even if it doesn’t sound like it, I don’t want to complain at all. It was an unforgettable experience.










The whole thing was topped off with salmon fishing the next day. All you environmentalists, exhale for a second. Alaska has the most sustainable stock of wild salmon in the world (probably the only one). The number of fish that can be caught privately per day is based on the size of the stock (six per person for us). And there are authorities on the ground that control the fishing licences.
To cut this short (I know, too late). Guido was very successful, I was medium, but in the end we both exhausted our licence. On the way back Justin shows Guido how to fillet the fish. Under a bright blue sky, with mountains and glaciers in the background.






And the next day we are on the plane and, after three months in the history of the world, make the long journey home. I can’t sleep, but enjoy the sunrise over Greenland. After a slightly stressful stopover in Frankfurt (grumble…) we meet an acquaintance from Frankfurt who is on her way to Berlin on business. And as luck would have it, she also has the seat next to me on the plane. There’s something about being welcomed to Germany like this. Fortunately, masks are still mandatory. After ten hours in the sardine can, I’m sure we smell like it.


Quite a lot of words for a fortnight that can’t really be put into words. I’m ending this post a day later than I started it. It’s just 4:10 am and the sun will be up soon. However, I am sure my biorhythm will catch up soon. In a week we will continue on our journey. Fortunately by car. I really can’t see the inside of a plane right now. I’ll also be bothering you with our stops in Europe until we arrive back in Berlin in September. So not an end yet. But one. TBC.